Vereinbarkeit Kinder & Beruf
Was bedeutet das?
Wie sich ein Kind ins Berufsleben der Eltern integrieren lässt, ist längst nicht mehr allein deren Problem. Es ist in der heutigen Zeit auch nicht mehr als selbstverständlich anzusehen, dass stets die Mutter der Elternteil ist, der fortan zu Hause bleibt, um sich um den Nachwuchs zu kümmern, und damit ihren Broterwerb und ihre beruflichen Interessen hinten anstellt. Die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ wird mittlerweile auch in Deutschland als wichtiges gesamtgesellschaftliches Thema angesehen, allein schon, um der drohenden Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Nur Mutterschutz zu gewährleisten, genügt da nicht mehr.
Mittlerweile haben Vater und Mutter einen gesetzlichen Anspruch auf Elternzeit und Elterngeld. Sie soll Freiräume schaffen für die Betreuung und Erziehung eines Kindes bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres. Während dieser Zeit ruhen die Hauptpflichten des Arbeitsverhältnisses, danach ist der zurückkehrende Elternteil wieder gemäß den Bedingungen seines Arbeitsvertrages zu beschäftigen. Die Eltern können gleichzeitig die drei Jahre in Anspruch nehmen, es ist aber auch möglich, 24 Monate davon auf die Zeit zwischen dem dritten und dem achten Geburtstag des Kindes zu übertragen. Auch Varianten, die Teilzeitarbeit oder eine Verringerung der zu leistenden Wochenstunden vorsehen, sind denkbar.
Familienmanagement im Unternehmen
Auch die Unternehmen haben längst erkannt, dass sie mehr tun müssen, um ihren Beschäftigten das Miteinander von Beruf und Familie zu erleichtern – allein schon, um im Wettbewerb um hoch qualifizierte oder besonders talentierte Arbeitskräfte mithalten zu können – denn gerade die heutige Generation interessiert sich bei Vertragsverhandlungen längst nicht mehr nur fürs Einkommen, sondern auch dafür, was ein möglicher Arbeitgeber in Sachen „Work-Life-Balance“ zu bieten hat.
Einige große Unternehmen betreiben mittlerweile sogar eigene Kindertagesstätten auf ihrem Betriebsgelände, um ihren Mitarbeitern die Kinderbetreuung zu erleichtern. Andere unterstützen gemeinnützige Träger finanziell beim Bau solcher Einrichtungen in der Nähe ihres Standortes und dürfen dafür im Gegenzug Plätze für Kinder von Mitarbeitern reservieren.
Zudem widmen sich betriebseigene Beratungsstellen verstärkt diesen Themen. Oder die Unternehmen suchen vermehrt Kooperationen mit professionellen Dienstleistern, die Eltern über Angebote zu Betreuung und finanzieller Unterstützung informieren, bisweilen auch bei der Suche nach Kindergartenplätzen behilflich sind. Ebenso werden die Möglichkeiten, Mitarbeitern vorübergehend oder dauerhaft „Home Office“-Arbeitsplätze einzurichten, zunehmend intensiver ausgelotet.
Im Internet sind mittlerweile Bewertungsportale zu finden, in denen Beschäftigte die Aktivitäten ihrer Arbeitgeber gezielt zur Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beurteilen. Die „berufundfamilie gemeinnützige GmbH“ bietet ein eigenes Audit für diesen Themenkomplex an. Es soll Unternehmen ein Managementinstrument an die Hand geben, das maßgeschneiderte, gewinnbringende Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bereithält.
Formen der Kinderbetreuung
Werdende oder junge Eltern sollten sich möglichst früh mit den Möglichkeiten zur Kinderbetreuung in ihrem Wohnort vertraut machen. Gelegentlich melden sie sogar schon während der Schwangerschaft ihren Nachwuchs an, um sich frühzeitig einen der begehrten Plätze zu sichern. Seit August 2013 haben Kinder in Deutschland ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen rechtlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Ob der stets erfüllt werden kann, ist eine andere Frage.
Kindertagesstätten umfassen in der Regel Angebote für alle Altersgruppen. Die Kinderkrippe betreut Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren.
Kindergärten kümmern sich um den Nachwuchs zwischen drei und sechs Jahren und ein Hort bietet eine Nachmittagsbetreuung für Kinder, die vormittags die Grundschule besuchen.
Tagesmütter oder -väter betreuen Kinder in Kleingruppen von maximal fünf Kindern. Diese Form der Tagespflege ist natürlich individueller und familiärer, aber auch teurer. Und: Die Anforderungen an die pädagogische Ausbildung, die eine Tagesmutter vorweisen sollte, sind von Bundesland zu Bundesland verschieden.
Babysitter betreuen Kinder nur stundenweise. Sie werden mittlerweile auch über das TÜV-zertifizierte Internetportal www.betreut.de vermittelt.
Die Anstellung einer Kinderfrau, die den ganzen Tag im elterlichen Haushalt für den Nachwuchs da ist, können sich verständlicherweise nur gut verdienende Eltern leisten.
Günstiger kann es da sein, ein Au-Pair aufzunehmen. Dieses darf in Deutschland 30 Stunden in der Woche mit Aufgaben im Haushalt betraut werden. Ein Au-Pair hat im Normalfall allerdings eher keine pädagogische Ausbildung – kann aber beispielsweise eine gute Lösung für Eltern sein, die ihre Kinder zweisprachig erziehen möchten.
Text mit freundlicher Genehmigung des mediaprint Infoverlag